Am Sonntag, dem 26. Oktober 2025, fand um 14 Uhr in der Michaeliskirche in Kiel-Hassee eine Veranstaltung statt, die sich selbstbewusst als „Demokratieprojekt“ bezeichnete. Eingeladen waren sieben der neun Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Kiel. Zwei Bewerber blieben außen vor – darunter Ansgar Stalder, Stadtratsmitglied und Landesvorstand der Partei dieBasis in Schleswig-Holstein.
Die Begründung? Fehlanzeige. Oder schlimmer: offene Diffamierung. Pastor Tilman Lautzas erwähnte Stalder ausdrücklich – nicht etwa, um sich für die Ausladung zu entschuldigen, sondern um ihn und die Partei öffentlich zu diskreditieren. In einem Gotteshaus. In einer Veranstaltung, die sich der Demokratie verschrieben haben will.
Demokratie heißt: Alle Stimmen zählen – nicht nur die genehmen
Was ist das für ein Demokratieverständnis, wenn man im Vorfeld entscheidet, wer mitreden darf und wer nicht? Wenn man Menschen mit abweichenden Meinungen auslädt, weil sie unbequem sind? Wenn man sich in einem Kirchenraum – einem Ort, der für Nächstenliebe, Gleichheit und Dialog stehen sollte – anmaßt, politische Selektion zu betreiben?
Demokratie lebt vom Diskurs, nicht von der Einheitsmeinung. Sie lebt vom Streit der Ideen, nicht vom Ausschluss der Unangepassten. Wer heute Andersdenkende auslädt, wird morgen Andersdenkende ausgrenzen und übermorgen Andersdenkende verfolgen. Die Geschichte hat uns das gelehrt. Und doch scheint man in Kiel nichts daraus gelernt zu haben.

Die Kirche als politischer Zensor?
Dass ausgerechnet ein Pastor zur politischen Zensur greift, ist ein Skandal. Die Kirche hat in der Geschichte oft versagt, wenn es darum ging, sich gegen Unrecht zu stellen. Sie hat Waffen gesegnet, während die Bibel sagt: „Du sollst nicht töten.“ Sie hat im Dritten Reich geschwiegen, als Menschen deportiert wurden. Die Kirche hat in der Corona-Zeit Menschen ausgesperrt, weil sie sich einer experimentellen „Impfung“ mit bedingter Zulassung verweigerten. Und schließlich bewarb sie die Spritze als Akt der Nächstenliebe.
Und heute? Heute wird ein gewählter Volksvertreter nicht einmal zur Podiumsdiskussion eingeladen. Das ist weder christlich noch demokratisch – das ist die Maske der Toleranz, hinter der sich Spaltung verbirgt.
Artikel 3 des Grundgesetzes ist kein Vorschlag – er ist Verpflichtung
„Niemand darf wegen seiner politischen Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden.“ So steht es in Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes. Und doch wird genau das in Kiel praktiziert. Wer nicht ins Bild passt, wird aussortiert. Derjenige, der kritische Fragen stellt, wird diffamiert. Und wer zur Opposition gehört, wird mundtot gemacht.
Das ist keine Demokratie – das ist Etikettenschwindel.
Schweigen ist Zustimmung – Mitschuld durch Passivität
Und was ist mit den anderen Kandidaten? Was ist mit jenen, die sich auf das Podium setzten, obwohl sie wussten, dass zwei Mitbewerber ausgeschlossen wurden? Was ist mit jenen, die von Chancengleichheit sprachen, während sie selbst Teil einer vorselektierten Auswahl waren?
Wer schweigt, stimmt zu, wer mitmacht, macht sich mitschuldig, und wer sich nicht empört, wenn andere ausgegrenzt werden, hat den Sinn von Demokratie nicht verstanden.
Demokratie braucht Mut – nicht Konformität
Demokratie ist kein bequemes Sofa, auf dem man sich ausruht. Sie ist ein rauer, manchmal unbequemer Prozess, der vom Mitmachen lebt und vom Aushalten anderer Meinungen. Wer Demokratie auf Konsens reduziert, verrät ihren Kern. Wer Debattenräume schließt, weil er Angst vor Widerspruch hat, betreibt keine Demokratie – er betreibt Meinungskontrolle.
Wer wird als Nächstes ausgeladen?
Heute ist es Ansgar Stalder. Morgen ist es Björn Thoroe von der Linken, der bei einer weiteren Veranstaltung von „Haus & Grund“ ebenfalls ausgeschlossen werden soll. Und übermorgen? Wer wird dann aussortiert? Wer entscheidet, wer dazugehört und wer nicht?
Diese Entwicklung ist brandgefährlich. Sie erinnert an Zeiten, in denen Frauen als Hexen verbrannt, Menschen in Lager deportiert und Nachbarn von der Stasi bespitzelt wurden. Es beginnt immer gleich: mit dem Aufhören zuzuhören. Mit dem Ausladen. Mit dem Schweigen.
Wehret den Anfängen – jetzt!
Wir sagen: Schluss mit der Ausgrenzung! Schluss mit der politischen Selektion! Schluss mit der Instrumentalisierung von Religion für parteipolitische Zwecke!
Wir fordern:
- Eine echte Demokratie, in der alle Stimmen gehört werden – auch die kritischen.
- Eine Kirche, die sich ihrer Verantwortung für Versöhnung und Dialog bewusst ist.
- Eine Gesellschaft, die sich nicht spaltet, sondern verbindet.
Denn Demokratie heißt: Das Volk entscheidet. Und das Volk sind wir alle.


