von Holger Gräf
Wir müssen reden!
Wir Maßnahmengegner, die uns seit dem Frühjahr 2020 zusammengefunden haben und seitdem gemeinsam gegen eine zunehmende Übergriffigkeit seitens der deutschen Politik zur Wehr setzen, die eine riesige Demonstrationskultur in Deutschland etabliert haben, eigene Parteien gegründet haben – schlicht, die wir seit nunmehr über 2 1 /2 Jahren alles tun, was in unserer Macht steht, um eine Diktatur in Deutschland abzuwenden, sind auch nicht davor gefeit, manchmal den Überblick zu verlieren und dann weit über das eigentliche Ziel hinauszuschießen.
Bei vielen von uns ist dies nun der Fall und daher möchte ich an dieser Stelle einmal ein klares Wort an diejenigen richten, die im russischen Präsidenten, Wladimir Putin, nun den erhofften „Retter“ oder auch nur einen durch und durch integren Mitstreiter sehen.
Der Feind meines Feindes ist nicht zwangsläufig mein Freund
Eines ist klar: Ein Land mit Sanktionen zu überziehen, die nicht ihm, sondern vielmehr uns selber schaden, ist eine strategische Dummheit, die ihres Gleichen sucht. Auch die Finanzierung eines Landes, dessen Präsident und Anhängerschaft exakt dort anknüpfen, wo einst das dritte Reich beendet wurde, zeugt überdeutlich davon, dass unsere Politiker rein gar nichts aus der Geschichte gelernt haben. Völlig unabhängig davon, dass man durch Waffenlieferungen einen Krieg grundsätzlich eher befeuert, als ihn zu beenden, kann man sich nur fremdschämen, wenn die eigene Regierung einen Menschen hofiert, der in seinem Auftreten eher einem Adolf Hitler auf Speed ähnelt, als einem vernunftbegabten Politiker und dabei diese unbequemen Tatsachen einfach völlig ausblendet. Wenn doch denn der Zweck in den letzten zweieinhalb Jahren grundsätzlich die Mittel heiligte und wenn dies so wichtig ist, dass man die eigenen Leute wirtschaftlich dafür sogar ruinieren muss, dann stellt sich unwillkürlich die Frage, warum diese Sichtweise genau da endet, wo wir eigentlich eine höhere Moral erwarten dürften.
Wir dürfen die oben genannten Umstände jedoch nun keinesfalls zum Anlass nehmen, um im Gegner unserer eigenen Politik den Retter unserer Demokratie zu sehen. Um es einmal ganz klar auszudrücken: Putin ist nicht unser Retter und er will es auch gar nicht sein.
Russland war bis zum Beginn der unsinnigen Sanktionierungen, ein wichtiger, vergleichsweise günstiger und zuverlässiger Handelspartner Deutschlands. Diese Beziehungen zu zerstören, ist mehr als dumm. Russlands Präsidenten dann jedoch gleich als unseren Mitstreiter zu betrachten, ist auch nicht sinnvoller.
Propaganda ist Propaganda
Das gilt insbesondere auch für die Medienberichterstattung. Unsere eigenen Medien sind seit dem Frühjahr 2020 zu Propagandamedien mutiert. Das wissen wir. Nun aber daraus zu schlussfolgern, der russische Staatssender RT Deutsch würde uns mit absoluten Wahrheiten versorgen, ist falsch. Richtig ist hingegen, dass Russia Today offenbar gezielt darum bemüht ist, sich uns, den deutschen Maßnahmengegnern und Regimekritikern, gezielt als „Verbündete im Geiste“ zu präsentieren. Wenn wir seine Nachrichtenberichterstattung betrachten, dann finden wir sehr häufig unsere eigenen Positionen wieder. Masken sind nutzlos und schädlich, die Impfung hat viele Nebenwirkungen, wir erleiden gerade eine brutale Zensur. Was da geschrieben steht, könnte so auch von unseren eigenen alternativen Medienkanälen stammen.
Was wir dabei leider übersehen, ist der Umstand, dass hier zwar berechtigte Kritik an unserer deutschen Politik geübt wird, wir aber rein gar nichts über die nationale Politik Russlands erfahren. Wie hält es der russische Präsident eigentlich mit der Impfung? Nun, er brachte seinen Impfstoff noch viel früher auf den Markt, als europäische oder nordamerikanische Länder. Dementsprechend nahm er sich also noch viel weniger Zeit für umfangreiche Tests mit diesem Medikament. Zudem wurde in Russland das umgesetzt, was wir bei uns gerade noch so verhindern konnten: Die allgemeine Impfpflicht.
Wir sehen RT Deutsch zwar von der Unsinnigkeit der Maskenpflicht berichten, sehen den russischen Präsidenten aber gleichzeitig von maskierten Menschen umgeben.
Was stimmt denn nun?
Richtig ist, dass nicht nur unsere Mitmenschen, welche alle Maßnahmen mittragen, unter einer gefilterten Wahrnehmung leiden – wir leiden ebenfalls darunter. Auch wir biegen uns unsere Realität so zurecht, dass wir unsere Helden haben. Unsere Helden heißen dann nur eben nicht Annalena Baerbock oder Robert Habeck, sondern Wladimir Putin oder Donald Trump.
Ähnlicher Effekt schon bei Donald Trump
Einen ganz ähnlichen Effekt erfuhren wir schon im Jahre 2020 mit Donald Trump. Viele Mitstreiter sahen in ihm unseren Retter, der jetzt, nein jetzt… zumindest aber ganz bald kommen und uns alle vom Corona-Regime befreien würde. Übersehen wurde alles, was dagegen sprach; etwa, dass Trump als erster Politiker weltweit alle Grenzen wegen der vermeintlichen Pandemie schloss, dass er sich für schnelle Impfstoffe einsetzte, dass er sich selber so früh wie möglich impfen ließ. Bestaunt haben wir stattdessen, wie unwillig er seine Maske trug. Das musste doch ein Hinweis sein, dass er auf unserer Seite war…
Tatsache ist, dass wir uns mit solchen Personenkulten angreifbar machen. Als „Putinversteher“ bezeichnet zu werden, diskreditiert uns in den Augen sehr vieler Menschen. Und das zu recht.
Es ist höchste Zeit, dass wir umdenken, uns ausschließlich von Fakten leiten lassen. Wir dürfen auch nicht in ein Schema verfallen, bei dem wir unliebsame Fakten einfach relativieren. Manch einer, der zwar weiß, dass es eine Impfpflicht in Russland gibt, tröstet sich mit der Aussage, dass nur 50% aller Russen geimpft sind. Heißt das etwa gar nichts? Ja, es heißt, dass die Infrastruktur fehlt, um den Rest der Bevölkerung zwangsweise zu spritzen. Nicht mehr und nicht weniger. Dies gilt aber nicht nur für Russland. Es ist die Antwort auf (fast) alle Länder mit niedrigen Impfquoten.
Abschließend kann man sagen: Russland ist ganz sicher nicht unser Feind. Gebe Gott, dass dies auch so bleibt. Unser Freund ist es deshalb aber auch nicht. Und unser Mitstreiter ist es schon gar nicht. Von ihm die Freiheit zu erhoffen ist ungefähr so, als würde man von einem Veganer erwarten, Metzgereifachverkäufer zu werden.