Gastbeitrag von Peter Scheller
Kolosseum und Circus Maximus sind verfallen, doch das Prinzip „Brot und Spiele“ lebt weiter – als globales Unterhaltungs- und Kommerzsystem. In ihrem Politischen Frühschoppen am 22. Juni 2025 hat dieBasis die politische Dimension von Massenveranstaltungen vorgestellt. In einem Vortrag wurde aufgezeigt, wie sich das antike Prinzip zur globalen Massenunterhaltung weiterentwickelt hat – mit weitreichenden politischen und gesellschaftlichen Folgen.
Der Ausdruck „panem et circenses“ stammt von Juvenal, einem römischen Dichter des 1./2. Jahrhunderts n. Chr., der damit die politische Gleichgültigkeit der Massen und ihre gezielte Ablenkung durch Eliten kritisierte – eine Kritik, die bis heute nichts an Relevanz verloren hat.
Im antiken Rom dienten Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und Wagenrennen der Machtdemonstration und Volksberuhigung. Diese Strategie ist bis in unsere Zeit überliefert: Gewalt als Spektakel, Ablenkung durch Großereignisse.
Mit der Aufklärung wich der blutige Aspekt der Unterhaltung zugunsten massentauglicher Sportarten. Insbesondere Großbritannien prägte im 19. Jahrhundert mit Cricket, Rugby und Fußball den modernen Massensport – ermöglicht durch Industrialisierung, feste Arbeitszeiten und städtische Ballung. Fußball wurde zur Sportart des Volkes, Rugby und Cricket zur Bühne der Eliten.
Die Kommerzialisierung begann früh: Profifußball, Eintrittsgelder, Sponsoring. Heute prägen astronomische Spielergehälter, soziale Spaltung im Stadion und globale Markenstrategien das Bild. Dennoch bleibt das System erfolgreich – das Prinzip „Brot und Spiele“ funktioniert weiterhin.
Im Zentrum der modernen Massenunterhaltung steht die Globalisierung. Was einst lokale Herrschaftsinszenierung war, ist heute ein weltumspannendes Medien- und Wirtschaftssystem. Fußballweltmeisterschaften, olympische Spiele oder Champions-League-Endspiele erreichen Milliardenpublika in Echtzeit. Über Social Media, Livestream und internationale Ligen wird der Sport zum permanenten globalen Event. Massenunterhaltung ist längst zu einem Instrument globaler Kultur- und Marktbeherrschung geworden.
Dabei treten politische Akteure meist nur noch als Trittbrettfahrer auf. Die tatsächliche Steuerung liegt bei multinationalen Unternehmen und Medienkonzernen. An die Stelle von Teilhabe und Gemeinschaft treten Kommerz, Konzentration und ein fortschreitender Demokratierückbau. Die mediale Dauerpräsenz globaler Events ersetzt zunehmend die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Realitäten.

Einladung der AG Strategische Impulse zum Politischen Frühschoppen an jedem zweiten Sonntag, 10 Uhr, im offenen Zoom mit weiteren spannenden Themen:
https://diebasis-partei-de.zoom.us/j/89426582224?pwd=UuYIhxOWOwypJfJ0s2cWb1tb9anwrn.1
Peter Scheller ist Redakteur der Website des Landesverbands Hamburg der Basisdemokratischen Partei