von Stefan Nocon und Christina Kade
Nun ist sie wieder vorbei, die sogenannte Black Week, in der die Online-Shops ihre Waren teils stark rabattiert anbieten. Solche Rabatte hatten eigentlich ihren Ursprung im klassischen Warengeschäft, als man durch Umbauten, Geschäftsaufgaben oder bei Kollektionswechseln (z.B. Sommer-/Wintermode) die Regale in den Geschäftsräumen durch Lockangebote leer bekommen wollte.
Das nannte sich früher lapidar Sommer-/Winterschlussverkauf. Diesen gibt es natürlich nach wie vor, allerdings nicht in dem Ausmaß wie in vergangenen Zeiten. Dieser Artikel soll kein „früher war alles besser“-Beitrag sein, nur für die „analogen“ Geschäfte in den Innenstädten war es das natürlich, als es noch keine Online-Shops gab. Irgendwann in den späten 1990ern kam dann langsam der Internet-Handel auf. Am Anfang noch recht unspektakulär, mit schlecht laufenden Online-Shops. Selbst der Shop von Amazon war jahrelang stark defizitär.
Doch von Anfang an hatte der Online-Handel einen großen Vorteil: keine Begrenzung durch Öffnungszeiten. Dazu kam noch der immer billiger werdende Versand rund um die Welt.
Waren auch die analogen Läden teils sehr personalintensiv, wurden die digitalen Webshops zunehmend besser und können im Grunde oft von einer einzigen Person betreut werden. Bei den großen Online-Händlern stehen dagegen die Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik.
Aufgrund von zunehmender Preissensibilität der Konsumenten, befördert auch durch Kampagnen wie „Geiz ist Geil“ (Media/Saturn) oder die Preisvergleichsportale kam es dazu, dass die Menschen ihr Kaufverhalten mehr und mehr zu Gunsten des Online-Handels umgestellt haben. Dabei sind gerade viele der Onlineangebote keine wirklichen Schnäppchen, wenn man genauer hinsieht. Oft werden Ladenhüter heruntergesetzt oder Auslaufmodelle, um mehr Masse zu suggerieren.
Früher wurden die Kunden in den traditionellen Geschäften auch noch vor dem Kauf über die Produkte umfassend beraten. Heutzutage ist es mittlerweile üblich, dass sich der Kunde selbst im Vorfeld online über die Produkte informiert. Dies ist natürlich enorm aufwendig, aber anscheinend ist der – vermeintlich – günstigere Preis hier entscheidend. Auch der fehlende Vor-Ort-Service und die Wartung (z.B. bei Küchengeräten oder Elektrogeräten) scheinen hier kein Argument pro Ladengeschäft zu sein.
Es gibt leider auch die unschönen Verhaltensweisen mancher Leute, die sich im Geschäft kostenlos beraten lassen und das Produkt dann online beziehen. Das ist natürlich dreist und unmoralisch, kommt aber oft vor. Mit der Konsequenz, dass im Handel noch mehr Personal abgebaut wird.
Auch die Tatsache, dass die Konsumenten heute eher dazu übergehen, bequem abends vom Sofa aus zu bestellen, pusht den Internet-Handel. Hier hätten die Regierungen bzw. auch die Kartellbehörden schon vor Jahren für eine faire Wettbewerbssituation sorgen sollen, indem man z.B. extra Gebühren für Online-Geschäfte einführt. Es wurde zwar versucht, mit der 14-tägigen Rückgabefrist (bei Onlinekäufen) die Kundenrechte zu stärken, aber ich würde dieses Gesetz auch eher fördernd für den Umsatz der Internet-Firmen ansehen, weil die Menschen mittlerweile soviel Umsatz generieren, dass die Rückläufer hier keine allzu hohen Kosten ausmachen, obwohl große Versender sehr hohe Umtauschquoten haben.
Das wiederum geht zu Lasten der Umwelt. Da sind zum einen die kostenlosen Retouren, die Impulskäufe provozieren und andererseits dazu führen, dass bei Kleidung mehrere Größen bestellt werden und das, was nicht passt, zurückgeschickt wird. Viele Rücksendungen werden auch schlicht geschreddert. Die Kosten daraus werden einfach auf andere Produkte aufgeschlagen. Die Schäden sind immens.
Im Grunde aber scheint der Zug für den klassischen Handel im Geschäft abgefahren zu sein, man sieht dies am Sterben der Innenstädte, wo früher noch Fachgeschäfte und Modeläden mit individueller Beratung ein paar global agierender Ketten gewichen sind. Die Innenstädte der verschiedenen Orte gleichen sich oft sehr, was die Geschäfte anbelangt. H&M, Zara, Butlers, Depot, Douglas etc. findet man überall, Geschäfte mit persönlichem Flair oder lokalem Bezug kaum noch.
Unterstützt wird der Niedergang der Innenstädte durch „grüne“ Verkehrsplanung. Das Ziel ist es, Autos aus den Städten zu verbannen. Gerade dann, wenn der ÖPNV nur mäßig ausgebaut ist, leidet oft der innerstädtische Handel. Große Shoppingtouren machen aber auch mit Bus und Bahn oder dem Lastenfahrrad bei Wind und Wetter keinen Spaß.
Zum Glück gibt es vereinzelt Städte und Konzepte, die versuchen, sich diesem Trend z.B. durch regionale Währung, lokale Spezialitäten oder Innenstadtverbände entgegenzustellen.
Solange aber der Online-Handel keiner Beschränkung unterliegt und die Online-Konzerne über Datensammeln und daraus personalisierte Werbung immer leichter die Kunden zum Kauf animieren können, wird sich hier leider nichts ändern. Insofern werden weiterhin ausgerufene „Black Friday“s und „Cyber Monday“s künstliche Nachfrage erzeugen und der oben beschriebene Trend weg vom analogen Einkauf hin zur grenzenlosen digitalen Konsumorgie zunehmen.
Wirtschaftliche Interessen und Lobbyismus dürfen nicht die Politik bestimmen. Entscheidend ist das Allgemeinwohl. Derzeit können große internationale Konzerne wie Amazon, Apple oder Airbnb Steuern umgehen und so einen unfairen Wettbewerbsvorteil erzielen. Sie bilden Quasi-Monopole bzw. monopolisieren sogar einen ganzen Markt.
Darüber hinaus wird die soziale Absicherung für Teilnehmer der Plattformökonomie umgangen. Es muss wieder ein fairer Wettbewerb hergestellt werden, in dem regionale Anbieter, Einzelhändler und Märkte im Wettbewerb mit den globalen Plattformen faire Wettbewerbsbedingungen und Chancen bekommen. dieBasis möchte auch den regionalen Wirtschaftskreislauf wieder stärken. Es muss zudem sichergestellt werden, dass auch große Plattformen und internationale Konzerne ihre Mitarbeiter tarifgerecht entlohnen und alle arbeitsrechtlichen Vorgaben einhalten.
Links:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Saisonschlussverkauf
- https://de.wikipedia.org/wiki/Geiz_ist_geil
- Wahlprogramm zur bayr. Landtagswahl