Heute vor einem Jahr – Der Beginn einer Katastrophe im Ahrtal

von Holger Gräf

Es ist jetzt auf den Tag genau ein Jahr her, als das Wetter in Teilen Deutschlands verrückt zu spielen begann. Der Regen begann am 14. Juli 2021. Und es war nicht einfach nur Regen, es war Starkregen. Das alleine wäre nun nicht weiter schlimm gewesen. Starkregen gehören zum Sommer, wie Eis, Grillwurst und gekühlte Apfelschorle. Meist handelt es sich nur um kurze Schauer, die eine lang ersehnte Abkühlung bringen.

Der Starkregen an jenem Tag vor einem Jahr war aber anders. Er blieb den ganzen Tag und die ganze Nacht über bestehen. Als am Morgen des 15. Juli 2021 die Sonne aufging, waren einige Gebiete unseres Landes regelrecht untergegangen. Dort, wo tags zuvor noch Straßen waren, schlängelten sich jetzt Flüsse zwischen Häusern mit überfluteten Kellern und wo Plätze gewesen sind, gab es nun Seen.

Über 200 Menschen ließen in dieser Nacht ihr Leben. Sie wurden von den Ereignissen im Schlaf überrascht, denn, obwohl die Wettervorhersage eindeutig und klar war, dass es zu einer Katastrophe kommen würde, hatte man die Menschen nicht gewarnt. Später wird man feststellen, dass sich verantwortliche Politiker gerade im Urlaub befanden und nicht einmal im Traum daran dachten, diesen aufzugeben um sich vor Ort um die Opfer zu kümmern. Stattdessen überlegte beispielsweise eine verantwortliche Anne Spiegel, wie sie politischen Schaden von sich abwenden könne.

Da offiziell zunächst keine Katastrophe ausgerufen wurde, fühlten sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW auch nicht aufgerufen, dort nun tätig zu werden. Und so waren es anfangs ausschließlich die Landwirte, die sich darum kümmerten, dass nicht noch mehr Unheil geschah. Sie waren es auch, die die Zustände via Videos öffentlich machten. „Hier ist niemand„, funkte ein Landwirt am 15.07.2021 per Videobotschaft, „wir sind ganz auf uns allein gestellt. Bitte kommt und helft„.

Und dann ging es los

Während die etablierten Parteien, allen voran die Grünen sofort damit begannen, politisches Kapital aus der Katastrophe zu ziehen und beispielsweise behaupteten, das alles sei eine Folge des Klimawandels, vor dem man ja immer gewarnt habe…

…während sich der damalige Ministerpräsident Nordrheinwestfalens, Armin Laschet, vor Lachen nicht mehr halten konnte und sich Reporter des Senders RTL mit Schlamm bekleckerten, um dann vor laufenden Kameras so zu tun, als sei man Teil der „großen Hilfe und Einsatzbereitschaft“, die dem Ahrtal zuteil würde…

…während der Bundesregierung tatsächlich nichts Besseres einfiel, als ausgerechnet Impfbusse in die betroffenen Gebiete zu entsenden…

…brach eine einzige Partei ihren Bundestagswahlkampf ab und nutzte ihr riesiges parteiinternes Netzwerk, um Spenden zu sammeln, organisierte LKWs, die diese Spenden in die Katastrophengebiete verbrachten und Helfer, die sie verteilten bzw. vor Ort die Schlamm-Massen beseitigten. Es war dieBasis, der an dieser Stelle das Leben der Menschen vor politisches Kalkül ging und die als erste (und lange Zeit auch einzige) Helferin vor Ort war. Sie war auch noch da, als die großen Kameras längst abgerückt waren, als die Bundestagswahl entschieden war und die Politiker ALLER anderen Parteien das Ahrtal buchstäblich vergaßen. Sie ist bis heute vor Ort, denn auch heute noch, ein Jahr nach den sintflutartigen Regengüssen, ist das Ahrtal ein Katastrophengebiet. Noch immer sind kaum Hilfsgelder geflossen. Stattdessen hatte man den Katastrophenzustand nach wenigen Wochen schon wieder aufgehoben, und es damit den Helfern und Betroffenen doppelt schwer gemacht.

Fast erscheint es, als sei das Leid der Ahrtaler gewollt und deren Unterstützung eben nicht. Denn kaum waren die ersten Hilfslieferungen vor Ort, da erschien auch schon die Polizei. Sie vertrieb die Helfer und man konnte einen Tag später in der Zeitung lesen, man habe eine illegale Querdenkerdemo aufgelöst.

Deutschland im Jahre 2021

Bis heute sind kaum Hilfsgelder geflossen. Zugesagt waren ohenhin nur so wenige, dass es hinten und vorne nicht gereicht hätte. Wie heftig muss sich der Schlag für die Betroffenen angefühlt haben, als sie sahen, wie großzügig die gleichen Politiker mit Waffenlieferungen und Hilfsgeldern ans Ausland waren, die ihnen jede Hilfe verwehrten?

Es ist ein Armutszeugnis eines ganzen Landes, wenn es Politiker wählt, die ihre eigenen Katastrophenopfer derartig im Stich lassen, die sogar verhindern, dass ihnen Hilfe von Dritten zuteil wird, die so tun, als sei das Geld nicht vorhanden, und die dann ein hundert- ja tausendfaches dieses Geldes für einen völlig sinnlosen Krieg ausgeben, an dem wir, streng genommen, nicht einmal beteiligt sind.


 

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