Solidarität mit Prof. Sucharit Bhakdi

von Nathalie Sanchez Friedrich

Am 23. Mai beginnt vor dem Amtsgericht Plön der Prozess gegen Prof. Sucharit Bhakdi (1), der sich hier gegen den Vorwurf der Volksverhetzung verteidigen muss.

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem im Kreis Plön lebenden Sucharit Bhakdi vor, im April 2021 in einem Interview mit generalisierenden Aussagen auch gegenüber in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden zu Hass aufgestachelt und diese als religiöse Gruppe böswillig verächtlich gemacht zu haben. Außerdem soll er auf einer Wahlkampfveranstaltung der Partei dieBasis, für die er bei der Bundestagswahl als Kandidat der Landesliste NRW (Platz 3) antrat, im September 2021 den Holocaust verharmlost haben.

Solidarität mit Prof. Sucharit Bhakdi - Sucharit Bhakdi

Unsere Position

Bereits im Juli 2021 haben sich sowohl die Bundespartei als auch der Landesvorstand NRW ganz eindeutig zur Sache geäußert:

„Nach eingehender Prüfung der Antisemitismusvorwürfe der Tagesschau gegen unseren Landeslistenkandidaten Professor Dr. Sucharit Bhakdi stellen wir fest, dass diese Vorwürfe jeder Grundlage entbehren. Die Sichtung des Interviews von Kai Stuth mit Professor Bhakdi ergab, dass Sucharit Bhakdi sich generell voller Achtung gegenüber Menschen aus dem jüdischen Kulturkreis geäußert hat. Lediglich die Entscheidung der israelischen Regierung zur Durchimpfung der eigenen Bevölkerung kritisiert er scharf und düster als „living hell“.

Wir bedauern, dass unser Listenkandidat Professor Bhakdi solch falschen Anschuldigungen ausgesetzt ist und sind froh, ihn als den achtsamen Menschen wiedererkannt zu haben, der er für uns immer war. In der Partei dieBasis hätten bzw. haben Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeiten auch keinen Platz – kritische Expertise hingegen schon.“

„Antisemitismus-Keule“

In einem vielsagenden, offenen Brief dreier jüdischer Gruppen anlässlich des Suizids von Clemens Arvay (We for Humanity (international), Jews for Justice (London), Juden für Aufklärung (Wien)) wurde Ende April gegen den Missbrauch von Geschichte als Waffe gegen Andersdenkende und Meinungspluralismus aufmerksam gemacht.

Zitat: „Die Antisemitismus-Keule wird als Waffe gegen die Kritiker von Regierungsmaßnahmen eingesetzt. Wie jede Waffe verursacht sie Zerstörung. Wie jede Waffe ist sie ein Mittel der Unterdrückung und Gewalt. Das wollen wir nicht!“

Und zum Fall Bhakdi: „Sucharit Bhakdi ist kein Antisemit. Diejenigen, die sich von dem Wissenschaftler beleidigt fühlen, der durch seine leidenschaftliche Aufklärung unzählige Leben gerettet hat, sind bei Weitem nicht stellvertretend für alle Juden.“

Die Meinungsfreiheit steht vor Gericht

dieBasis schließt sich der Meinung von Dr. Markus Krall und vielen anderen an: Gerichtet werden soll aus unserer Sicht nicht über Sucharit Bhakdi sondern über die Meinungsfreiheit.

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dieBasis wehrt sich entschieden gegen diesen Missbrauch von Antisemitismusvorwürfen und ihre Entwertung zum Werkzeug gegen „Meinungsabweichler“ wie Bhakdi und sieht darin ein gefährliches Werkzeug mit der Folge und möglicherweise auch dem Ziel, den für die Fortexistenz von Demokratie notwendigen freien Diskurs, den Pluralismus der Meinungen zu unterbinden.

Wir sehen die freiheitlich demokratische Grundordnung in Gefahr, in deren Zentrum die Menschenwürde steht und die nur auf dem Boden von Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit und entsprechendem Pluralismus existieren kann.

Wir stehen zu Sucharit Bhakdi

Wir bitten den Wunsch der Familie Bhakdi zu respektieren und von Demonstrationen oder politischen Aktionen vor dem Amtsgericht Plön abzusehen. Jeder, der da sein möchte, ist natürlich herzlich willkommen. Stattdessen senden wir positive Energie und vertrauen auf unsere Rechtsstaatlichkeit zu Gunsten unseres ehrenwerten Mitglieds (2).

Schlusswort und Zitat aus dem offenen Brief der jüdischen Gruppen

„Jedes Gerichtsverfahren nach den besagten Paragraphen, jede grundlose Beschimpfung als Nazi, Antisemit oder Holocaust-Leugner zielt auf Zerstörung eines Rufs, einer finanziellen und sozialen Existenz ab – oder auch eines Lebens. Wir wollen dafür nicht missbraucht werden. Wir können solche Maßnahmen in einer Gesellschaft, die sich freiheitlich-demokratisch definiert, niemals befürworten. Außerdem sind wir in Angst und Sorge: Indem man in unserem Namen Existenzen zerstört, die Gesellschaft spaltet und gegen eine kritische Minderheit hetzt, begründet und fördert man echten Antisemitismus. Und nicht nur das: Die ständig kultivierte Angst, als Nazi oder Antisemit beschimpft zu werden, nimmt Menschen Zivilcourage und degradiert unsere Gesellschaft zu einer, die einem Unrecht tatenlos beiwohnt.“

Fußnoten

(1) Sucharit Bhakdi war bis zu seinem Ruhestand 2012 als Professor und Lehrstuhlinhaber für Medizinische Mikrobiologie tätig, von 1982 bis 1990 an der Justus-Liebig-Universität Gießen, dann bis 2012 als Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Von 2016 bis Dezember 2020 beteiligte er sich als Gastwissenschaftler an Forschungsprojekten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

(2) Auszeichnungen:

1979 Preis der Justus-Liebig-Universität Gießen

1979 Konstanzer Medizinischer Förderpreis

1987 Preis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie

1988 Dr.-Friedrich-Sasse-Preis

1989 Robert-Koch-Förderpreis der Stadt Clausthal-Zellerfeld

1990 Gotthard-Schettler-Award

1991 Gay-Lussac-Humboldt-Preis

1999 Schwaru-Pharma-Preis

2001 Aronson-Preis für „wegweisende Arbeiten auf dem Gebiet des Komplementsystems und bakterieller Toxine“

2005 H.W.Hauss Award

2005 Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz

2009 Rudolf-Schönheimer-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Atheroskleroseforschung

Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz

(3) Publikationen:

Die medizinische Datenbank Pubmed listet mehr als 300 Publikationen, an denen Bhakdi als Hauptautor oder Mitautor zwischen 1969 und 2021 beteiligt war. Laut der Scopus-Datenbank hatten 330 von oder mit Bhakdi verfasste Textdokumente 2021 einen h-Index* von 69. (*Kennzahl für die weltweite Wahrnehmung eines Wissenschaftlers in Fachkreisen)

 

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