Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen: Zwei Experten, zwei Realitäten – und die Frage nach echter Aufarbeitung

Bericht von Melanie Madaus

Im Sächsischen Landtag in Dresden fand am Donnerstag, dem 21. August 2025, eine weitere Sitzung des Corona-Untersuchungsausschusses statt, die eindrucksvoll zeigte, wie unterschiedlich die Bewertungen der Corona-Politik ausfallen – und wie dringend eine ehrliche, transparente Aufarbeitung notwendig ist. Im Fokus standen zwei Experten: Virologe Prof. Christian Drosten und Datenanalyst Tom Lausen. Ihre Beiträge offenbarten nicht nur konträre Sichtweisen, sondern auch fundamentale Fragen zur politischen Verantwortung und zum Umgang mit Grundrechten.

Sächsischer Landtag in Dresden

Prof. Drosten: Verteidigung der Maßnahmen – trotz Kritik

Prof. Drosten verteidigt bis heute die Schulschließungen während der Pandemie. Er betonte die Wirksamkeit der Impfungen und lobte die deutsche Pandemiebewältigung in den höchsten Tönen. Die Medien hätten wissenschaftliche Debatten verzerrt, weshalb er eine stärkere Trennung von Wissenschaft und Politik forderte. Doch seine Aussagen blieben nicht unwidersprochen. Direkt nach ihm legte Tom Lausen eine faktenbasierte Nachbetrachtung vor, die viele der von Drosten vertretenen Positionen infrage stellte.

Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen: Zwei Experten, zwei Realitäten – und die Frage nach echter Aufarbeitung - Prof. Drosten beim Untersuchungsausschuss
Prof. Christian Drosten bei der Anhörung

Tom Lausen: Zahlen, die ein anderes Bild zeichnen

Lausen konfrontierte den Ausschuss mit Daten, die eine deutlich differenziertere Sicht auf die Pandemie erlauben:

  • Kinder als „Superspreader“? Laut Studien der Unikliniken Leipzig und Dresden infizierten sich Kinder seltener als Erwachsene und erkrankten nur in den allerwenigsten Fällen schwer. Die Schulschließungen, die Drosten verteidigte, erfolgten also entgegen der eigenen Datenlage – ohne Berücksichtigung der psychischen und sozialen Folgen für Kinder.
  • Pflegebedürftige als Hauptbetroffene: In Sachsen starben laut Lausen vor allem pflegebedürftige Menschen an Corona. Die Impfung habe daran wenig geändert. Selbst in Zeiten von 2G – einer de facto Impfpflicht – gab es in dieser Gruppe eine auffällige Übersterblichkeit. Das wirft Fragen zur tatsächlichen Wirksamkeit der Impfkampagne auf.
  • Versäumnisse beim Schutz der Pflegeheime: Besonders kritisch bewertete Lausen die Rolle von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Während die Bevölkerung mit drakonischen Maßnahmen belegt wurde, ließ man zu, dass Pendler aus Tschechien und Polen – damals als „Risikogebiete“ eingestuft – in Pflegeheimen ein- und ausgingen. Ein gezielter Schutz der Risikogruppen hätte laut Lausen deutlich zielführender sein können.
  • Ungeimpfte als Sündenböcke? Ein besonders brisanter Punkt: In sächsischen Kliniken wurde 2021 bei 84,4 % der Patienten der Impfstatus nicht erhoben – 2022 sogar bei fast 90 %. Dennoch wurde öffentlich behauptet, die Ungeimpften seien die Treiber der Pandemie. Eine Aussage, die laut Lausen auf keiner belastbaren Datenbasis beruht und somit wissenschaftlich nicht belegbar ist.
  • Keine Überprüfung zur Sicherheit der Impfstoffe: Das Paul-Ehrlich-Institut ist in Deutschland für die Sicherheit von Impfstoffen zuständig und auf die regelmäßige Datenlieferung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen angewiesen. Laut Gesetz hätten alle 17 Kassenärztlichen Vereinigungen regelmäßig Informationen zu Impfnebenwirkungen an das Paul-Ehrlich-Institut übermitteln müssen – doch keine kam dieser Pflicht nach. Bis Mitte 2022 soll wohl noch nicht einmal eine Kommunikation mit dem Paul-Ehrlich-Institut stattgefunden haben. Konsequenzen blieben aus. Gleichzeitig wurden Bürger für kleinere Verstöße wie das Nichttragen einer Maske mit Bußgeldern belegt. Für den Datenanalysten Tom Lausen wirft dieses Ungleichgewicht in der Regelanwendung grundlegende Fragen zur Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit auf.

 Keine Öffentlichkeit – keine Transparenz

Obwohl der Ausschuss aus Steuergeldern finanziert wird, bleibt er für die Öffentlichkeit weitgehend unsichtbar: kein Live-Stream, keine Videoaufnahmen, keine Tonmitschnitte, keine Publikumsfragen. Diese Abschottung widerspricht dem Anspruch einer demokratischen Aufarbeitung und verhindert eine breite gesellschaftliche Diskussion.

Europäischer Vergleich: Wer hat wirklich richtig gehandelt?

Lausen stellte die deutsche Corona-Politik in einen internationalen Kontext und kam zu einem bemerkenswerten Schluss:

  • Schweden als Vorbild: Während Deutschland von 2020 bis 2024 durchgehend eine Übersterblichkeit verzeichnete, hatte Schweden nur im Jahr 2020 eine solche – danach nicht mehr. Schweden setzte auf Empfehlungen und Eigenverantwortung statt auf Zwang und kam laut Lausen besser durch die Pandemie. Er bezeichnete das Land als „überragenden Pandemiebewältiger“.
  • Maßnahmenkritiker als „Unvernünftige“? Kretschmer (CDU) hatte Kritiker der Maßnahmen als „Minderheit von Unvernünftigen“ bezeichnet. Doch die Todeszahlen im europäischen Vergleich legen nahe, dass diese Minderheit mit ihren Warnungen und Forderungen womöglich richtig lag.

dieBasis fordert: ehrliche Aufarbeitung und politische Verantwortung

Die Partei dieBasis fordert eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung der Corona-Politik – inklusive der Impfkampagnen und der Grundrechtseinschränkungen. Politische Entscheidungsträger und Institutionen müssen für wissenschaftlich nicht fundierte Maßnahmen und Versäumnisse zur Rechenschaft gezogen werden.

Denn: Nur wer die Vergangenheit ehrlich aufarbeitet, kann die Zukunft frei gestalten.

Impressionen

„Anklagemauer“ von dem Sächsischen Landtag

Anklagemauer – Chronik eines Staatsverbrechens
Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen: Zwei Experten, zwei Realitäten – und die Frage nach echter Aufarbeitung - Anklagemauer 1
Anklagemauer vor dem Sächsischen Landtag in Dresden - Impressionen
Anklagemauer vor dem Sächsischen Landtag in Dresden - Impressionen
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Anklagemauer vor dem Sächsischen Landtag in Dresden - Impressionen
Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen: Zwei Experten, zwei Realitäten – und die Frage nach echter Aufarbeitung - Anklagemauer 8

Anm. der Redaktion: Am 21.08.2025 verfolgte Melanie Madaus den öffentlichen Teil der Sitzung des Corona-Untersuchungsausschusses von der Besuchertribüne im Plenarsaal.

 

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