Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, ein Krieg, der unermessliches Leid, menschliche Tragödien und unzählige Opfer mit sich brachte. Ein Ereignis, das die Welt tief geprägt hat und dessen Folgen bis heute spürbar sind.
Millionen Menschen verloren ihre Heimat, ihre Würde, ihr Leben. Dieses dunkle Kapitel der Geschichte mahnt uns, die Folgen von Ausgrenzung, Hass und Krieg niemals zu vergessen.
Geschätzte* Opferzahlen | ||
Vereinigte Staaten | ca. 418.000 | davon ca. 2.000 zivile Opfer, hauptsächlich durch Kriegsgefangene |
Großbritannien | ca. 450.000 | davon ca. 67.000 zivile Opfer, vor allem durch Luftangriffe |
Frankreich | ca. 560.000 | davon ca. 350.000 zivile Opfer |
Deutschland | ca. 8.000.000 | davon ca. ca. 2,5 bis 3 Millionen zivile Opfer, darunter Opfer von Bombenangriffen, Vertreibungen, Hunger und Kriegsfolgen |
Sowjetunion | ca. 27.000.000 | davon ca. 13 bis 14 Millionen zivile Opfer durch Bombenangriffe, Hunger, Vertreibungen und Kriegsfolgen |
*Diese Zahlen sind Schätzungen und variieren je nach Quelle, da die genaue Erfassung der Opfer aufgrund der Kriegswirren und Nachkriegszeit schwierig ist. Dennoch verdeutlichen sie die enorme menschliche Tragödie, die der Krieg verursacht hat.
Der Zweite Weltkrieg war eines der verheerendsten Ereignisse in der Menschheitsgeschichte.
Ausladung russischer Diplomaten bei Gedenkveranstaltungen – ein Zeichen der Spaltung und Missachtung
An diesem bedeutenden Jahrestag ist es wichtiger denn je, sich gemeinsam an die Geschehnisse zu erinnern, um aus der Vergangenheit zu lernen und eine gemeinsame, friedliche Zukunft zu gestalten. Doch in jüngster Zeit sind kontroverse Entwicklungen zu beobachten, die das Gedenken erschweren und Fragen aufwerfen.
Insbesondere sorgte die Entscheidung des Auswärtigen Amtes in den letzten Wochen, russische und belarussische Diplomaten bei Gedenkfeiern auszuladen, für Diskussionen. In einer Handreichung von Außenministerin Annalena Baerbock wurden Landräte und Bürgermeister dazu aufgefordert, von ihrem „Hausrecht“ Gebrauch zu machen, wenn Vertreter von Russland und Belarus unangekündigt erscheinen. [1]
Während Deutschland sich zunehmend von offiziellen Vertretern Russlands distanziert, laden russische Vertretungen ihrerseits Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Organisationen unbeirrt weiterhin zu Gedenkveranstaltungen ein, so etwa der Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn, Oleg Ju. Krasnitskiy. Wie in den vergangenen Jahren sind internationale Diplomaten und Freunde anlässlich des „Tages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg“ bei den Empfängen im Konsulat willkommene Gäste.
Diese Umstände werfen die Frage auf: Ist Deutschland in seiner Erinnerungskultur geschichtsvergessen? Oder soll es ein Versuch sein, die komplexe Geschichte des Krieges und seiner Nachwirkungen differenzierter zu betrachten? Tatsächlich warnte das Außenministerium in seinem Schreiben vor „Propaganda, Desinformation und geschichtsrevisionistischer Verfälschung“. Und:
„Gleichzeitig ist zu erwarten, dass Russland (gemeinsam mit Belarus) das Weltkriegsgedenken instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen wird.“

Besucher der vergangenen Veranstaltungen können bestätigen, dass das nicht der Fall war. Warum sollte es in diesem Jahr anders sein? Und warum wird der Dialog nicht offengehalten, anstatt die Erinnerungspolitik zu polarisieren?
Der Umgang mit der deutschen Geschichte – eine Pflicht zur Reflexion
Gedenkveranstaltungen sind nicht nur Feiern des Sieges auf der einen Seite, sondern eben auch Mahnmale für die Opfer aller Seiten. Dabei sollten wir uns in Deutschland auch an die Opfer unter der deutschen Zivilbevölkerung und den Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern: an Hungertote, an die Rheinwiesenlager, an die Vertreibungen aus Ostpreußen, Schlesien, Pommern, dem Sudetenland, Polen, Rumänien, Jugoslawien oder Ungarn. Diese Kapitel der Geschichte sind ebenso Teil unseres kollektiven Gedächtnisses und verdienen Beachtung.
80 Jahre nach Kriegsende bleibt die Erinnerung an eine historische Schuld der deutschen Nation im III. Reich. Den nachfolgenden Generationen soll sie eine Mahnung sein, aber sie kann keine Erbsünde sein. Es geht um das Gedenken an die millionenfachen Opfer des Nationalsozialismus, aber auch um das Bewusstsein für die vielfältigen Folgen des Krieges insgesamt sowie für die Verbrechen gegen die deutsche Zivilbevölkerung, wie beispielsweise im Zuge des Bombenangriffs auf Dresden. Die rassistisch motivierten Verbrechen gegen Menschen jüdischen Glaubens und die osteuropäischen Völker bleiben uns eine Verantwortung bis heute.
Ohne eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird es keine Versöhnung und keinen Frieden geben.

Gemeinsames Gedenken – eine Brücke zwischen Russland und Deutschland
dieBasis steht für die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen, für Freiheit, Solidarität, die Wahrung der Menschenrechte und den respektvollen Umgang miteinander. Nach unserer Überzeugung können Konflikte nur durch Dialog, Verständnis und gemeinsame Anstrengungen gelöst werden.
Das aufrichtige Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges kann nur in gegenseitigem Respekt stattfinden. Wir nehmen in diesem Gedenken die Verpflichtung ernst, die Zukunft in Frieden aktiv zu gestalten.
Der heutige Tag erinnert uns daran, dass der Frieden kein Selbstläufer ist, sondern das Ergebnis bewusster, gemeinsamer Anstrengungen. Es liegt in unserer Verantwortung, Brücken zu bauen, Vorurteile und Feindbilder abzubauen und eine Kultur des Miteinanders zu fördern. Nur durch gegenseitiges Verständnis und den Respekt vor der Vielfalt können wir eine Welt schaffen, in der Krieg und Gewalt keinen Platz haben.
Lasst uns deshalb gemeinsam der Opfer gedenken und uns für eine Welt einsetzen, in der Frieden, Menschlichkeit und Gerechtigkeit für alle Menschen oberste Priorität haben. Möge dieses Gedenken uns motivieren, aktiv für eine bessere, friedliche Zukunft einzutreten – im Sinne unserer Werte und unseres gemeinsamen Menschseins.
dieBasis – für Frieden und direkte Demokratie – gegen Extremismus, von welcher Seite auch immer, und Totalitarismus.

[1] https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/80-jahre-kriegsende-auswaertiges-amt-will-keine-vertreter-aus-russland-bei-gedenkfeier-li.2313544